Zuschauer (i) meinen oft, die Rennpferde würden einfach so drauslosrennen. Das ist mitnichten so, denn hinter jedem gelaufenen Meter steckt eine auf Rennen und Gegner abgestimmte Taktik, und was oft aussieht wie ein wilder Ritt vefolgt meist einen individuell definierten Rennplan. Kenner können die gelaufenen Taktiken auf der Strecke mit bloßem Auge leicht erkennen.
Das Matjes-Institut macht es sich – rechtzeitig vor den Halbfinals zum Großen Matjes-Preis 2020 – zum Ziel, auch Gelegenheitszuschauern einen Blick unter den Rennsattel zu ermöglichen und erklärt hier 10 beliebte Renntaktiken mit Herkunft, Chancen und Verwendung.
Die südbritische Wellenreitertaktik
wurde am Horn von England nahe Cornwall entwickelt und gehört zu den Klassikern auf der Rennbahn. Charakteristisch ist der verhaltene Start mit schroffer Tempoverschärfung in der zweiten Hälfte und einer kleinen Verschnaufpause auf hohem Niveau kurz vor dem Zielsprint.
Die Springfluttaktik
aus der Gegend um Cuxhaven deutet sich mit einer kleinen Welle an, zieht sich dann noch einmal kurz zurück, um schließlich unaufhaltsam über die Gegner hereinzubrechen.
Hamburger Tidenhub
nennt sich eine Taktik, bei der es deutlich ruhiger zugeht. Sie ist vor allem für Anfänger geeignet und zielt eher auf einen Platz im gemäßigten Mittelfeld ab.
Der Temposteigerungslauf
ist eine heute noch beliebte wie gefürchtete Taktik. Sie entstammt aus den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Allerdings wird man mit dieser Taktik heute kaum noch einen Gegner überraschen können.
Die Mitläufertaktik
ist eher keine Taktik und langweilig. Für scheue Pferde, die ihren Namen nicht gerne aus den Lautsprechern hören und ein unauffälliges Rennen laufen möchten, kann diese Renneinteilung jedoch eine Option sein.
Die Bergtaktik
erreicht ihren Höhepunkt genau in der Mitte des Rennens. Der Auf- wie auch der Abstieg sind recht mühsam. Siege lassen sich mit dieser Taktik kaum erringen.
Die Taltaktik
Wo es eine Bergtaktik gibt, da gibt es auch eine Taltaktik. So sagt es der Volksmund. Der Charme ergibt sich durch den Schwung zu Beginn des Rennens und zum Ende hin. Mit etwas Glück kann in der Mitte der Windschatten der Gegner gesucht und gefunden werden.
Die Fluchttaktik
wird ausschließlich zur Flucht von Fluchttieren genutzt. Wer seinen Windschatten nicht gerne hergibt, der ist hier auf der sicheren Seite. Erfahrungsgemäß hält der herausgeflüchtete Vorsprung aber meist nicht bis zum Ziel.
Die Snapshot-Taktik
ist die erste Wahl für siegessichere Pferde mit Hang zur Arroganz. Das Publikum bekommt eine Wahnsinns-Aufholjagd geboten, und der Kommentator flippt in aller Regel total aus dem Häuschen raus. Benannt wurde diese Form der Taktik durch Snapshot III, der sie 1948 zum ersten Mal in den USA gezeigt hat.
Die Sinustaktik
verunsichert gleichermaßen Gegner wie Zocker, vom ersten bis zum letzten Meter. Die technisch auch als Hochfrequenztaktik bezeichnete Wellenrennform lässt den Puls schnell auf 380 schnellen. Wer mag, kann zusätzlich einen Cosinushaken schlagen und auf der Zieltangenten die Nüstern an der Konkurrenz vorbei ins Ziel strecken.
Taktiken in Theorie und Praxis
Auch die genialste Taktik garantiert noch keinen Erfolg, wenn etwa die Konkurrenz nicht mitspielt, sie auf der falschen Bahn eingesetzt wird oder das Pferd am Renntag außer Form ist.
Im Rennen ist sie oft nicht offensichtlich, aber während des Trainings kann die Taktik jedes Pferds mit der am MIG entwickelten Taktikenthüllungsoption TEO in Echtzeit visualisiert werden. Seit Version 150.50 gehört die TEO zum Standardlieferumfang des Galoppsimulators GaloppSim und steht jedem Rennstallbesitzer zum freien Download zur Verfügung.