Manch ein Zuschauer des Großen Matjes-Preises am vergangenen Sonntag rieb sich verwundert den Sand aus den Augen, als plötzlich sämtliche Imbissbuden entlang der Wüstenrennbahn in Katar auf Deutsch beschriftet waren.
Die originalen Schilder, auf denen in arabischer Schrift landestypische Speisen und Getränke feilgeboten wurden, waren kurz vor dem Start abgebaut und ausgetauscht worden.
Was war da los?
Marco Abd al-Matjes klärt auf.
„Kamele lieben Imbissbuden und lesen auch im Rennen instinktiv, was es da Leckeres zu futtern gibt. Die gemeldeten Kamele stammten allerdings alle aus europäischer Aufzucht, so dass sie der arabischen Sprache und Schrift nicht mächtig sind, was dazu führte, das sie beim Rennen von links nach rechts von rechts nach links lesen mussten. Manche galoppierten sogar rückwärts. Die Proberennen am Morgen liefen dadurch so langsam ab, dass wir gezwungen waren, die Schilder auszutauschen. Kurios, aber wahr.“
Vor einigen Tagen bekam die MIG-Koppel Besuch von einem Kaltblüter, der nach eigenen Angaben im letzten Moment vor dem Brexit geflüchtet, von der britischen Insel gehüpft, durch den Ärmelkanal geschlüpft, an Friesland entlang und ab Cuxhaven elbaufwärts geschwommen ist, um sich eine Neue Heimat zu suchen.
Dabei handelt es sich um ein Exemplar des seltenen Riesennaspferds (caballus nasus colossiaeus). Der Neuzugang mit dem Namen Schalk im Nacken bekam eine Schlafbox im Stall bei den anderen vier MIG-Pferden und wurde gleich zum Corona Cup 2021 gemeldet. Schalk im Nacken (kurz: Sin!) ist der einzige Teilnahmer des MIG-Stalls beim Renntag am 21. Februar. Die anderen Pferde sind froh, dass sie bei dieser Saukälte nicht raus müssen.
Zuschauer (i) meinen oft, die Rennpferde würden einfach so drauslosrennen. Das ist mitnichten so, denn hinter jedem gelaufenen Meter steckt eine auf Rennen und Gegner abgestimmte Taktik, und was oft aussieht wie ein wilder Ritt vefolgt meist einen individuell definierten Rennplan. Kenner können die gelaufenen Taktiken auf der Strecke mit bloßem Auge leicht erkennen.
Das Matjes-Institut macht es sich – rechtzeitig vor den Halbfinals zum Großen Matjes-Preis 2020 – zum Ziel, auch Gelegenheitszuschauern einen Blick unter den Rennsattel zu ermöglichen und erklärt hier 10 beliebte Renntaktiken mit Herkunft, Chancen und Verwendung.
Die südbritische Wellenreitertaktik
wurde am Horn von England nahe Cornwall entwickelt und gehört zu den Klassikern auf der Rennbahn. Charakteristisch ist der verhaltene Start mit schroffer Tempoverschärfung in der zweiten Hälfte und einer kleinen Verschnaufpause auf hohem Niveau kurz vor dem Zielsprint.
Die Springfluttaktik
aus der Gegend um Cuxhaven deutet sich mit einer kleinen Welle an, zieht sich dann noch einmal kurz zurück, um schließlich unaufhaltsam über die Gegner hereinzubrechen.
Hamburger Tidenhub
nennt sich eine Taktik, bei der es deutlich ruhiger zugeht. Sie ist vor allem für Anfänger geeignet und zielt eher auf einen Platz im gemäßigten Mittelfeld ab.
Der Temposteigerungslauf
ist eine heute noch beliebte wie gefürchtete Taktik. Sie entstammt aus den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Allerdings wird man mit dieser Taktik heute kaum noch einen Gegner überraschen können.
Die Mitläufertaktik
ist eher keine Taktik und langweilig. Für scheue Pferde, die ihren Namen nicht gerne aus den Lautsprechern hören und ein unauffälliges Rennen laufen möchten, kann diese Renneinteilung jedoch eine Option sein.
Die Bergtaktik
erreicht ihren Höhepunkt genau in der Mitte des Rennens. Der Auf- wie auch der Abstieg sind recht mühsam. Siege lassen sich mit dieser Taktik kaum erringen.
Die Taltaktik
Wo es eine Bergtaktik gibt, da gibt es auch eine Taltaktik. So sagt es der Volksmund. Der Charme ergibt sich durch den Schwung zu Beginn des Rennens und zum Ende hin. Mit etwas Glück kann in der Mitte der Windschatten der Gegner gesucht und gefunden werden.
Die Fluchttaktik
wird ausschließlich zur Flucht von Fluchttieren genutzt. Wer seinen Windschatten nicht gerne hergibt, der ist hier auf der sicheren Seite. Erfahrungsgemäß hält der herausgeflüchtete Vorsprung aber meist nicht bis zum Ziel.
Die Snapshot-Taktik
ist die erste Wahl für siegessichere Pferde mit Hang zur Arroganz. Das Publikum bekommt eine Wahnsinns-Aufholjagd geboten, und der Kommentator flippt in aller Regel total aus dem Häuschen raus. Benannt wurde diese Form der Taktik durch Snapshot III, der sie 1948 zum ersten Mal in den USA gezeigt hat.
Die Sinustaktik
verunsichert gleichermaßen Gegner wie Zocker, vom ersten bis zum letzten Meter. Die technisch auch als Hochfrequenztaktik bezeichnete Wellenrennform lässt den Puls schnell auf 380 schnellen. Wer mag, kann zusätzlich einen Cosinushaken schlagen und auf der Zieltangenten die Nüstern an der Konkurrenz vorbei ins Ziel strecken.
Taktiken in Theorie und Praxis
Auch die genialste Taktik garantiert noch keinen Erfolg, wenn etwa die Konkurrenz nicht mitspielt, sie auf der falschen Bahn eingesetzt wird oder das Pferd am Renntag außer Form ist.
Im Rennen ist sie oft nicht offensichtlich, aber während des Trainings kann die Taktik jedes Pferds mit der am MIG entwickelten Taktikenthüllungsoption TEO in Echtzeit visualisiert werden. Seit Version 150.50 gehört die TEO zum Standardlieferumfang des Galoppsimulators GaloppSim und steht jedem Rennstallbesitzer zum freien Download zur Verfügung.
Beim Inkrafttreten des EU-Austritts des Vereinigten Königreichs Ende Januar stellte sich die Frage, wie es mit unserem britischen Partnerrennstall in Manchester weitergeht. Zunächst wurde die ausgehandelte Übergangsregelung genutzt, um den beiden Shetland-Ponys Frank the Highlander und Lampard One nicht gleich den Rasen unter den Hufen wegzuziehen und die beiden auf einen wahrscheinlichen Umzug nach Hamburg – auch sprachlich – vorzubereiten.
Nachdem nun die rennkartellrechtliche Unbedenklichkeitsbescheinigung der EU-Kommission vorliegt wird es jetzt ganz schnell gehen. Das nordenglische Institut wird mit sofortiger Wirkung aufgelöst und in das MIG Hamburg eingegliedert.
Die Rennponys wurden schon anfangs des Monats in die Hansestadt gebracht und befinden sich aktuell in der neugebauten Quarantänekoppel mit eigener Stallung, damit die beiden Publikumslieblinge beim Großen Matjes-Preis 2020 coronavirusfrei an den Start gehen können.
Lampard One belegte beim Großen Matjes-Preis 2019 im Endlauf einen beachtlichen fünften Platz. Frank the Highlander schaffte es immerhin ins Halbfinale und scheiterte dort nur denkbar knapp.
Dem aufmerksamen Blick des Institutsleiters am Rande eines Testrennens ist es zu verdanken, dass das für die Darstellung von Zuschauern nötige Zeichen entdeckt wurde. Mehr als 2700 Jahre lang hatte es sich unerkannt im lateinischen Alphabet zwischen den Kleinbuchstaben h und j versteckt und jobbte mal hier, mal da in Wort und Schrift, oft als Dehnlaut oder um jemanden zu erschrecken, ohne jedoch seine eigentliche Aufgabe – das Zuschauen – zu erfüllen. Den spektakulären Fund hatte Marco Matjes bereits Mitte August gemacht und das Zeichen über Wochen beobachtet, bevor man am Institut ganz sicher war, das richtige Zeichen erwischt zu haben.
Das Zuschauerzeichen kann entweder stehen oder auf der Tribüne sitzen sowie verschiedene Altersklassen darstellen. Wo bisher enormer Entwicklungsaufwand – vor allem im grafischen Bereich – nötig war, kann jetzt auf das fertige Zuschauerzeichen zurückgegriffen werden. Die Einsatzmöglichkeiten sind enorm. Spieleentwickler dürften begeistert sein.
Mit der Veröffentlichung der Entdeckung wird es für das Zuschauerzeichen jetzt vorbei sein mit der Ruhe.
Der im Januar am MIG entwickelte Neue Rennalgorithmus (NRA) kommt erstmals im Weltall zum Einsatz. Zum 50. Jahrestag der Mondlandung haben die GaloppSim-Entwickler ein Space Race entworfen, das auf verschiedenen Planeten ausgetragen werden kann und mittels der neuen technischen Möglichkeiten des NRA die jeweilige Schwerkraft berücksichtigt. Die Veröffentlichung der GaloppSim-Version 150 soll in wenigen Tagen stattfinden.
Die Frage, ob es eine Art künstlichen Humor (KH) in IT-Systemen gibt, treibt die Forscher am MIG seit Tagen um. Zuerst beobachtet wurde der Effekt am 11. Mai 2019 bei den Rennen zur Bernd-August-Trophy in Hannover, als im dritten Lauf ausgerechnet ein Pferd des TÜV NORD in der Startbox stehen blieb. Ein technischer Defekt? Oder doch ein erstes Zeichen von KH?
Die Episode war schon fast vergessen, als dann am 6. Juni – knapp 4 Wochen nach dem Rennen in Hannover – beim zweiten Qualifikationslauf zum Großen Matjes-Preis in Hamburg der „Elektrogaul“ beim Start versagte. War der Akku leer? Oder hatte jemand den Stecker gezogen? Die Fachleute am MIG meinen eher: Das kann kein Zufall sein. Ein weiterer Hinweis auf die Existenz von künstlichem Humor!
Grundsätzlich stellt sich also die Frage, ob Computer einen Sinn für Humor haben, und dann aus der Situation heraus entscheiden, was witzig ist. Doch wo versteckt sich der KH? In der Hardware? Im Betriebssystem? In der Anwendung? Oder hecken die Komponenten die Streiche sogar gemeinsam aus und lachen sich dann zusammen eins in die Platine? Ein MIG-Forscher meint, er hätte kürzlich mal ein leises kichern unter der Tastatur gehört, das ist jedoch nicht gesichert.
Nach der auffälligen Häufung solcher Vorfälle in GaloppSim (Version 149.19SIT bzw. 149.19GMP) wurde zunächst der Quellcode Zeile für Zeile analysiert, aber es wurden keinerlei Anzeichen auf von den Programmierern gewollte Ausfälle von bestimmten Pferden gefunden. Der Code ist an der entscheidenden Stelle neutral formuliert, mit einer Startverweigerungswahrscheinlichkeit von 1:100 bei jedem Pferd:
'Set the number of running horses equal to the number of starters
m_intHorsesRunning = objRace.NUMBER_STARTING
'One out of 100 refuses to run (if activated in the race options)
If objOption.REFUSE_RUN Then
Dim intRefuse As Integer
For i = 1 To UBound(g_arr_varHorses)
If g_arr_varHorses(i, 0) = "START" Then
Randomize
intRefuse = Int((99 - 0 + 1) * Rnd + 0) 'Random number between 0 and 99
If intRefuse = 0 Then
g_arr_varHorses(i, 0) = "REFUSED"
m_intHorsesRunning = m_intHorsesRunning - 1
End If
End If
Next i
End If
Die Forschung auf dem Gebiet des künstlichen Humors hat nach diesen Entdeckungen gerade erst begonnen, und das MIG hat – abseits seiner Kernkompetenz im Bereich der Galoppsimulationsforschung – ein großes Interesse daran, auch beim Thema Humor eine weltweit führende Rolle einzunehmen 🙂
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Aktualisierung vom 16. Juni 2019: Es ist schon wieder passiert. Ein Pferd mit dem Namen „IboProfen“ hat beim vierten Qualifikationslauf zum Großen Matjes-Preis den allerletzten Platz belegt. Es wirkte vom Start weg müde und träge und hat nur mit Müh und Not das Ziel erreicht.
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Aktualisierung vom 24. Juni 2019: Der künstliche Humor scheint sich weiterzuentwickeln, er wird feinsinniger und streut jetzt auch Insider-Gags ein. Kritiker des SAP SolMan bemängeln oft die Performance des Systems, doch objektiv betrachtet ist er mit Abstand der Schnellste 😉
Neu im Team ist Enno, der gleich mal mit der Bernd-August-Trophy in Hannover seine erste Rennveranstaltung erfolgreich organisiert hat. Unter dem Jubel der Zuschauer gingen dabei einige seiner an unserem Institut selbstgezüchteten Pferde an den Start.
Die Wattalgorithmen und der Zielfotoumrechnungsalgorithmus wurden gestern erfolgreich in die Praxisphase entlassen, und schon arbeiten die Algorithmendesigner an der nächsten großen Entwicklung – dem Neuen Rennalgorithmus (NRA). Der NRA soll die Rennen flexibler machen und etwa geländespezifische Gegebenheiten wie Wasser, Schnee, Gras und Sand detaillierter abbilden, den Boden für Hindernis- und Jagdrennen schaffen sowie alle denkbaren Konstellationen wie Esel-, Ziegen-, Einhorn- oder auch gemischte Rennen ermöglichen.